Nachdem die Menschheit die industrielle Revolution erreicht und Produktionssysteme für die Massenproduktion geschaffen hatte, akzeptierten wir damit auch die Auswirkungen dieser auf die Umwelt, die Arbeitnehmer:innen, die Verbraucher:innen und andere an der Produktion Beteiligte. Jedes System hat Nachteile, die gegen die Vorteile seiner Nutzung abgewogen werden müssen.

In den letzten Jahrzehnten stand die Baumwollindustrie ebenfalls vor einigen Herausforderungen. Die Branche hat Probleme mit dem Energiebedarf, dem Wasserverbrauch und dem Klimawandel. Die Lösung scheint in der Produktion von Bio-Baumwolle zu liegen. In diesem Blogbeitrag gehen wir auf die genannten Herausforderungen ein und zeigen auf, wie die Branche auf diese Herausforderungen auf nachhaltige Weise reagiert hat.

Der Klimawandel

Der Klimawandel bzw. das Treibhauspotenzial (eng. Global Warming Potential, GWP) gilt als eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit. Der Klimawandel ist ein großes Problem für die Baumwollindustrie, da er sich darauf auswirkt, wie gut die Pflanzen wachsen, welchen Schädlingen und Krankheiten sie ausgesetzt werden können und wie viel Wasser sie benötigen. Unseren Artikel über den Klimawandel findest du hier.

Darüber hinaus misst der GWP-Index, wie viel Wärme ein Gas über einen Zeitraum von 100 Jahren in der Atmosphäre gemessen an den Eigenschaften von CO2 freisetzen würde. Wenn die Treibhausgasemissionen aus menschlichen Aktivitäten zunehmen, sammeln sich die Gase in der Atmosphäre an und erwärmen das Klima, was zu vielen anderen Veränderungen auf der ganzen Welt führt – in der Atmosphäre, an Land und in den Ozeanen.

Wir wissen, dass Baumwolle die weltweit am häufigsten verwendete Naturfaser ist und über 80% aller verwendeten Fasern ausmacht. Der konventionelle Baumwollanbau birgt jedoch eine Reihe von Umwelt- und Gesundheitsgefahren, die erschütternd sind.

Der globale durchschnittliche Treibhausgasausstoß von konventionell angebauter Baumwolle wird auf etwa 1.808 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilogramm erzeugter Baumwollfaser berechnet. Eine Studie kam außerdem zu dem Schluss, dass bei der Produktion von Bio-Baumwolle 978 Kilogramm CO2-Äquivalent freigesetzt werden. Pro einer Tonne Baumwollfasern, die im ökologischen Landbau angebaut werden, kann sich im Falle dieser Studie das Treibhauspotenzial um 46% verringern.

Wassernutzung und -verbrauch von Bio-Baumwolle

Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil landwirtschaftlicher Systeme, und seine Bedeutung hat sich seit vielen Jahren gezeigt. Eine Umweltbilanz des Wasserverbrauchs ist wichtig für die Bewertung landwirtschaftlicher Produkte, da sie dazu beitragen kann, Möglichkeiten zur Reduzierung des Wasserverbrauchs aufzuzeigen.

Wasser wird in landwirtschaftlichen Systemen für eine Vielzahl von Zwecken verwendet, z.B. für die Bewässerung, das Tränken von Vieh und die Pflanzenproduktion. Um die Umweltauswirkungen der Wassernutzung in der Landwirtschaft bewerten zu können, ist es wichtig, die Quelle des Wassers, seine Verwendung und seine Entsorgung zu berücksichtigen.

Wasser für die Bewässerung kann aus einer Vielzahl von Quellen stammen, darunter Flüsse, Seen, Grundwasser und Niederschläge. Nach der Verwendung kann das Wasser in die ursprüngliche Quelle zurückgeführt oder auf verschiedene Weise weitergeleitet werden, z.B. in die Umwelt, zur Auffüllung von Grundwasserspeichern oder zur Bewässerung anderer Gebiete.

Auch beim Anbau von Bio-Baumwolle wird Wasser für die Bewässerung, aber auch für andere Zwecke, wie das Waschen und Verarbeiten der Pflanzen, verwendet. Der weltweite durchschnittliche Gesamtwasserverbrauch bei der Produktion von 1 Tonne Bio-Baumwollfasern beträgt 15.000 Liter. Wasser wird in der Landwirtschaft in großem Umfang verwendet, wobei vieles davon sogenanntes „grünes Wasser“ ist – also Wasser, das kein Trinkwasser ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Bewässerungsmaßnahmen auf Regen oder Schneeschmelze beruhen, welche natürliche Quellen für sauberes Wasser sind.

Die Baumwollpflanzen müssen zum Beispiel in Regionen, in denen es von Natur aus reichlich regnet, relativ wenig bewässert werden. Dies kann u.a. auf unterschiedliche Wetterlagen sowie auf die spezifischen Bodentypen in diesen Gebieten zurückzuführen sein. Der Bedarf an Bewässerungswasser für eine Kultur hängt hauptsächlich von den klimatischen Bedingungen ab und davon, wie viel Wasser die tatsächliche Nutzung erfordert. Die niedrigen Bewässerungsraten können also nicht allein auf den Bio-Anbau zurückgeführt werden, da auch andere Faktoren zu berücksichtigen sind.

Der Energiebedarf von Bio-Baumwolle

Die durchschnittliche Bio-Baumwollfaser weltweit hat einen primären Energiebedarf, der aus nicht erneuerbaren Ressourcen stammt. Nicht-erneuerbare Ressourcen bedeuten eine erhebliche Abhängigkeit von endlichen fossilen Brennstoffen und eine negative Auswirkung auf den Klimawandel. Das bedeutet, dass die Wirtschaft an einem bestimmten Punkt gezwungen sein wird, ihre Energieversorgung auf andere, nachhaltige Quellen zu verlagern.

Der Primärenergiebedarf für Bio-Baumwolle liegt bei ca. 5.800 Megajoule (MJ) pro Tonne. Bei konventioneller Baumwolle liegt er jedoch bei ca. 15.000 MJ pro Tonne. Dies bedeutet eine Verringerung des Primärenergiebedarfs um 62%, der für die Produktion erforderlich ist.

Auch durch den Verzicht auf Mineraldünger im Bio-Anbau kann der Primärenergiebedarf gesenkt werden, denn Mineraldünger werden i.d.R. durch aufwändige Verfahren gewonnen und benötigen in der Herstellung so viel Energie.

Fazit zur Bio-Baumwolle

Die Studie von Textile Exchange, auf welcher dieser Artikel größtenteils beruht, zeigt in seiner Ausführlichkeit, die Vorteile des Bio-Anbaus von Baumwolle. Biologisch angebaute Baumwolle hat das Potenzial, erhebliche Vorteile für die Umwelt zu bringen, einschließlich einer Verringerung der Treibhausgasemissionen und des Wasserverbrauchs. So könnte durch den Anbau von Bio-Baumwolle unter idealen Bedingungen im Vergleich zu konventioneller Baumwolle das Treibhauspotenzial um 46%, der Trinkwasserverbrauch um 91% und der Primärenergiebedarf um 62% verringert werden.
Wenn wir bedenken, dass 2018/19 weltweit nur rund 4% der angebauten Baumwolle nach biologischen Standards angebaut wurde, steckt im Bio-Anbau doch ein erhebliches Potenzial – für uns und für unser Klima!

 

 

Unsere Quellen:

https://www.epa.gov/climate-indicators/greenhouse-gases

https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-319-68255-6_25

Textile Exchange, PE INTERNATIONAL: The Life Cycle Assessment of Organic Cotton Fiber – A Global Average, 2014.

Textile Exchange: Organic Cotton – Market Report 2021.

Bild: Kimberly Vardeman, Cotton Harvest, 2011.